Woher und wie oft? Ziehe ich Krisen an? Wozu brauche ich Krisen und wie oft? Bin ich vielleicht eine Art Krisentyp? Diese und ähnliche Fragen sollten BeraterInnen und TherapeutInnen, die mit Menschen in und nach Krisensituationen arbeiten, sich meines Erachtens stellen und zwar immer und wieder neu.
Lösungsorientierte Krisenintervention setzt u.a. voraus, meine eigenen Einstellungen, Haltungen und Muster, die ich angesichts von Krisen aktiviere, wenigstens einigermaßen zu kennen.
Krisenkompetenz erfordert zudem die Differenzierung verschiedener beraterischer Modi: Der Blaulichtmodus kann durchaus wichtig und sinnvoll sein, aber nur in der richtigen Dosierung. Manchmal muss der übliche beraterisch-therapeutische Modus gar nicht verlassen werden, auch wenn es zunächst so aussieht. Und „immer“ ist der individuell dosierte und schrittweise Ausstieg aus dem Blaulichtmodus im Auge zu behalten.
„Eine Krise ist keine Krankheit. Sie ist ein vorübergehender Zustand, in den jede(r) geraten kann. Kleine Hilfen können große Wirkungen zeigen“.
Verena Kast (Freiburg 2000, „Lebenskrisen werden Lebenschancen“) sieht im Umgang mit Angst und Unsicherheit in einem komplexitätsgeprägten Zeitalter wie unserem eine „zivilisatorische Schlüsselqualifikation“. „Führen sie [Krisen] uns vor Augen, dass wir an einem Punkt in unserem Leben angekommen sind, an dem unsere bisherigen Strategien nicht mehr greifen? Üblicherweise, wir alle kennen dies von unseren everyday-troubles, registrieren wir Probleme und geben uns in der folgenden Zeit viel Mühe damit, tatsächlich nichts zu ändern. Jeder therapeutisch Tätige kennt den paradoxen Wunsch seines Patienten – ändere es, ohne dass ich etwas ändern muss, anders ausgedrückt: schaffe mir Vorteile, ohne dass ich unter aufkommenden Nachteilen zu leiden habe. Wasch mich bitte – aber mache mich nicht nass dabei! Um in diesem Bild zu bleiben: Das dramatische an Krisen ist, dass wir in ihnen nass werden, ob wir wollen oder nicht. Die übliche Strategie des Inkaufnehmens des vermeintlich „minoren“ Leids versagt. Genau dies ist der Beginn einer lösungsorientierten Arbeit an der Krisensituation – die Akzeptanz der Krise als notwendiges, notwendendes Übel.
Krisenintervention ist als eigenes, spezifisches Arbeits- bzw. Problemfeld zu betrachten, in dem aufgrund unmittelbar situativer Erfordernisse von den üblichen Vorgehensweisen und Zielen in der Beratung oder Psychotherapie Abweichungen notwendig werden können.
Da Krisen stets – wenn auch meist verdeckt – Chancen beinhalten, liegt die Integration des lösungsorientierten Ansatzes in das Repertoire von BeraterInnen/TherapeutInnen sehr nahe.
Im Seminar wird dargestellt und eingeübt wie dies im Einzelnen geschehen kann und welche besonderen Regeln zu beachten sind.
Kurs-Highlights
- Umwandlung der Krise - KlientInnen helfen gestärkt aus einer Krise hervor zu gehen
- Säulen der Identität - was macht mich eigentlich aus?
- Kompetenzerwerb - wie helfe ich Anderen in einer Krise?
- Umgang mit Suizidalität - was zählt, wenn es ernst wird
- Die Kraft der Veränderung - Krise als schöpferischer Prozess
Dozent
Moritz Schneider
Psychologe M. Sc.Termin
Fr., 17.10.. - Sa., 18.10.2025
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