• akkreditierte Fortbildung

Deux pression s‘il vous plaît?! Von Mühsamkeitsphasen, zyklischen und linearen Funktionsweisen. Vom Unsinn des Rechthabens. Der Mensch, das verbitterungsbegabte Wesen.

Depressive Störungen in verschiedenen Ausprägungen und Erscheinungsbildern (monopolare und bipolare Formen, rezidivierende depressive Störungen, depressive Episoden u.v.m.) rangieren als Auslösefaktoren für längere Arbeitsunfähigkeit und Frühpensionierung mittlerweile „gleichberechtigt“ neben bzw. vor Erkrankungen des Rückens und der Skelettmuskulatur.

Teilweise sind depressive Erkrankungen für die Betroffenen schambesetzt, teilweise erfolgt aber auch eine ebenso schädliche Selbstetikettierung, die positiven Veränderungen im Wege steht.

Der Umgang mit depressiven Menschen erfordert einerseits besonderes Feingefühl auf BeraterInnen- bzw. TherapeutInnenseite und andererseits spezifische Anpassungen der lösungsorientierten Gesprächsführung an typische änderungsblockierende Muster zur Verhinderung interaktiver Kurzschlüsse. U.a. erscheinen paradoxe Ansätze hier unverzichtbar.

Einer Idee von Prof. Dr. Michael Linden folgend, kann Depression als eine Art „schlaffe“ innere Lähmung angesehen werden, die von Energieverlust und mangelndem Antrieb gekennzeichnet ist. Dem gegenüber steht Verbitterung als von Aggression geprägter Gegenpol, als eine Art tetanischer, „spastischer“ Lähmung, gekennzeichnet durch ein Übermaß an negativer, sich ins Bittere verkehrender Energie.

Verbitterung folgt meist erlebten Enttäuschungen, „bitteren“ Erlebnissen, häufiger innerer Erbitterung und manchmal chronischer innerer Erbitterung. Permanente oder immer wiederkehrende Gefühle erlebter Ungerechtigkeit oder das Gefühl, von der Welt betrogen zu werden, überschattet die Gedankenwelt, das Erleben und die Handlungsweisen der Betroffenen. Verbissene Aggression, negative Gefühle gegenüber anderen Menschen wie z.B. Neid und Missgunst, Trotz und Verweigerung sind häufige Folgen.

Linden schlug bereits 2003 vor, eine spezifische Form der Verbitterung (PTED = posttraumatic enbitterment disease) als eigenes Krankheitsbild in die geltenden Diagnoseschlüssel ICD und DSM aufzunehmen um spezifischere therapeutische Strategien zu ermöglichen. Dies gelang bis heute nicht.

Nach Auffassung des Autors dieser Zeilen kann die Differenzierung der beiden Störungsbilder bzw. Erscheinungsformen emotionaler Lähmung erheblich zur Optimierung des problemspezifischen beraterischen/therapeutischen Vorgehens beitragen.

Energielosigkeit und ihre Folgeerscheinungen erfordern diametral andere innere Haltungen und Änderungsmethoden als eine Erstarrung eines Übermaßes an Energie durch kognitiv-emotionale Einengung.

Entbitterung erfordert Perspektivenwechsel, Selbstdiagnose, ungewohnte innere Dialoge, ein Aufgeben innerer passiver Anspruchshaltungen, den (Wieder-) Erwerb philosophischer Grundkompetenzen zur Lebensbewältigung, Hinwendung zu neuen Fragen, Erkennen und Infragestellung der Sucht des Rechthabenwollens und vieles mehr.

Im Workshop werden spezifische für die Problembereiche Depression und Verbitterung vom Leiter entwickelte lösungs- und ressourcenorientierte Modelle und Methoden gezeigt und geübt. Anhand von Fallbeispielen aus der Praxis des Leiters und der TeilnehmerInnen wird die Differentialdiagnostik zwischen beiden Problemfeldern trainiert.

Es handelt sich um einen praxisnahen, anwendungsbezogenen Workshop. Um dessen Ansätze und Grundhaltungen zu begreifen, erscheinen Elemente der Selbsterfahrung unabdingbar. Die Bereitschaft hierzu wird vorausgesetzt.

Kurs-Highlights

  • Depression wie eine Angst vor den eigenen Stimmungen behandeln lernen
  • Zyklische Funktionsweisen entdecken, akzeptieren und nutzen lernen
  • Differentielle Diagnostik von Depression und Verbitterung
  • Lernen, Verbitterung als äußerst hinderliche Selbstlimitation zu begreifen, der es aktiv zu begegnen gilt
  • Selbst-Entbitterung als wichtige zivilisatorische Schlüsselkompetenz
  • Stehengebliebene innere Zeit wieder in Fluss bringen
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Dozent

Fritjof Schneider
Dipl.-Psychologe
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